ich werd ihn mir sicher nicht geben. war heuer schon in salzburg und das ist in den salzburger nachrichten gestanden:
Die Popära der neuen Salzburgarena begann am Karsamstag mit der familienfreundlichen Rocksimulation von Bryan Adams.
BERNHARD FLIEHERSALZBURG (SN). " . . . those were the best days of my life." Für die Videowall fängt die Kamera eine junge Frau aus der ersten Reihe ein. So wie die sich die vergangenen besten Tage ihres Lebens herbeibrüllt, muss angenommen werden, dass sie kein Morgen hat, auf das es sich lohnt zu hoffen. Enthemmt schreit sie mit, als Bryan Adams vom "Summer of '69" erzählt. Erinnerung ist halt der beste Weg, den grauen Alltag hinter sich zu lassen.
Die Zukunft bietet wenig Aufregendes außer den nächsten Singles von Anastacia oder Phil Collins, dem Ausverkauf bei XXX-Lutz oder der Herbstkollektion von C&A. Das Leben läuft in brutal geordneten Bahnen. Für die Kinder war schnell ein Babysitter gefunden. (Wahrscheinlich eh der Vater, darf man annehmen wegen des Frauen-Überschusses im Publikum.)
Alles geregelt für das letztmögliche Ausflipp-Ereignis einer verlorenen Ö3-Hörer-Generation: Rock-Kränzchen mit Prosecco. An einen Samstagnachmittag, der sonst überlaufene Einkaufscenter, eine Pause im fast italienischen Café und womöglich noch Julia Roberts im Cineplexx bietet, wird heute eben ein Konzertbesuch angehängt.
Der Star oben auf der erfreulich schlichten Bühne, 43-jähriger Kanadier, Multimillionär dank der Ausreizung des simplen Tricks, so zu tun, als wäre er ein Rockmusiker, verspricht mit der ersten Nummer: "Let the good times roll." Die Verabschiedung ins Reich niemals erfüllter Träume ("It's Only Love", "Heaven" und "Everything I Do, I'll do it for you") kann beginnen. Das Publikum tut jubelnd mit.Adams' simpelgestrickte Songs Bryan Adams schöpft aus einem Schatz an eingängigen, sattsam bekannten Songs, die sich nur deshalb unterscheiden, weil er bei manchen mit der akustischen Gitarre spielt, bei anderen mit der elektrischen. Es sind simpel gestrickte, in fader Glattheit aufgeführte Songs, die jeder kennt, weil sie in Blockbuster-Filmen liefen oder Formatradios den Anschein von Rockmusik ins Langeweile-Programm geben.
Hier werkt einer bemüht um Lässigkeit, der seit Beginn seiner Karriere (von den ersten drei Alben, erschienen 1980 und 1983, verkaufte er insgesamt elf Millionen Stück) in stets gleicher Rockeruniform (Jeans und T-Shirt) in seiner Musik Hysterie und Drama vortäuscht, der sich immer noch als Working-Class-Hero stilisiert und nichts weiter darstellt als die schlechte Kopie eines Rockmusikers. Er entspricht dem Rockmusiker-Idealbild einer Gesellschaft, die jede Lust am Abenteuer zugunsten einer mit Halbstars besetzen Samstagabend-Show aufgegeben hat.
Der Elton Johnder Gitarre Bryan Adams ist der Elton John der E-Gitarre. Das anwesende Publikum liebt ihn, die restliche Welt braucht ihn nicht ernst zu nehmen, weil er sie weder kommentiert, noch reflektiert, noch ihr etwas von Bedeutung schenkt. Er erzeugt die Simulation von Rockmusik für eine brave, nach Harmlosigkeit strebende Menschenmenge, deren einzige Aufregung ein Sendeausfall während "Wetten, dass ...?" sein könnte.
Dass es an Bryan Adams lag, als erster die Popmusik in die neue Salzburgarena zu bringen, ist kein Zufall. Zuvor passierten hier der Musikantenstadl, Freddie Quinn und Kundenfang bei diversen Messen. Da traf es sich gut, dass Adams gerade eine kurze Europatournee abhält. Die führt ihn in Metropolen wie Kempten, Grindelwald und Heppenheim. Im Sommer werden es zehn Jahre, dass Adams etwa 10.000 Besucher auf den Residenzplatz lockte. In die Arena kamen knapp 5000. Die füllten fast alle Sitzplätze.
Obwohl der Abend von zwei E-Gitarren, einem Schlagzeug und einer elektrischen Orgel gestaltet wird, darf man nicht immer gleich annehmen, es handle sich um ein Rockkonzert. Der Anfang der popmusikalischen Ära in der Salzburgarena ist, von einem ergebenen Publikum heftig beklatscht, gemacht. Jetzt darf gehofft werden, dass bei nächster Gelegenheit der Instant-Rock à la Adams durch wirkliche Musik ersetzt wird.