GERÜCHTEKÜCHE
"Für Dicke gibt's nichts anzuziehn, Dicke sind zu dick zum fliehn": So gemein darf nur einer sein, der auch seine eigenen Schwächen schonungslos eingesteht. Und darin ist Westernhagen ganz groß, nicht nur auf dem Erfolgsalbum "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", auf dem keineswegs nur "Dicke" ihr Fett wegkriegen, sondern auch der eigene Suffschädel.
Als Sohn von Hans Müller-Westernhagen, prominentes Mitglied im Ensemble des genialischen Gustaf Gründgens, bekommt Marius schon mit 14 Jahren seine erste Filmrolle. Am 6. Dezember 1948 in Düsseldorf geboren, verliert der begabte Teenie 1961 früh seinen Vater. Kurz nach dessen Tod dreht er 1962 "Die Höhere Schule". Diesen Karriereschub hat er dem Verstorbenen zu verdanken, der sich noch zu Lebzeiten um eine Rolle für seinen Sohn einsetzt. Obwohl der Vater verstirbt, soll er immer ein Teil im Leben des jungen Talents bleiben. So richtet sich Marius ständig nach dessen Maxime: "Demut und Bescheidenheit".
Ein Jahr später taucht der Schauspieler in die Welt der Musik ein. So übt er Gitarre, bis die Finger wund sind und entwickelt seinen Gesangsstil in einer klassischen Ausbildung. In Düsseldorf ist der Rocker mit seiner damaligen Band bald eine kleine Berühmtheit. Nach dem Aus der Musikgruppe widmet sich Marius vielseitigen Aufgaben. Sowohl als Schauspieler, Sänger und Texter, sogar als Journalist beschäftigt er sich.
Mit einer Freundin zieht Westernhagen 1972 vom Ruhrpott nach Hamburg, um weiter an seiner Karriere zu feilen. Dank eines Soundtracks, den er zum Film "Celebration" steuert, kann der Mitzwanziger bald einen Plattenvertrag bei Warner unterzeichnen. Dem Debüt "Das Erste Mal" steht 1974 nichts mehr im Wege.
Die Rollen als Theo machen Marius in den Filmen "Aufforderung Zum Tanz" und "Theo Gegen Den Rest Der Welt" beim allgemeinen Publikum populär. Über drei Millionen Zuschauer sind begeistert. Das Image des Einzelkämpfers mit Herz und Gerechtigkeitssinn, den Westernhagen im Kinofilm "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) so glaubwürdig verkörpert, passt wie angegossen zum Rockstar und Frauenheld, der mit gnadenlosem Humor anderen auf die Füße tritt. Schon zu diesem Zeitpunkt hat der junge Schauspieler einen Bekanntheitsgrad erreicht, der ihm Angst macht. Als "bedrückend" und "erschreckend" empfindet der privat Schüchterne diese Situation: "Ich fand meine Popularität hatte ungesunde Höhen erreicht".
Ende der Siebziger beschließt der Schauspieler, endlich das zu machen, was er schon immer wollte. Er verabschiedet sich von seinem Image und gründet mit Basser und Produzent Lothar Meid eine waschechte Rock'n'Roll-Band. 1978 feiert er Erfolge mit einem Silberling "Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz", das sich bis heute über 1,5 Millionen Mal verkaufte. Sogar eine goldene Schallplatte kann der Künstler einheimsen.
Als Musiker und Schauspieler verleiht ihm der Springer-Verlag gleich zweimal die Goldene Stimmgabel. Für die musikalischen Leistungen jedoch erst 1996. Folgende Veröffentlichungen erlangen regelmäßig Goldstatus. 1987 hängt der Frauenheld den Beruf des Schauspielers an den Nagel und widmet sich gänzlich den Tönen. Ausgedehnte Touren schließen an den Erfolg der CDs an. Auf der Bühne will Westernhagen einen anderen Teil seiner Persönlichkeit ausleben: "Ich bin unglaublich schüchtern, unsicher. Für meine Frau war es der absolute Schock, als sie mich zum ersten Mal auf der Bühne gesehen hat". Der abgedrehte Rocker kann dann nach außen treten.
1986 überschlagen sich die Ereignisse. Ein Kind kommt auf die Welt, eine Beziehung zu einer Frau zerbricht, und der oft als arrogant Betitelte lernt seine zukünftige Gattin Romney Williams kennen. In einem Interview versucht Westernhagen, seine Vielweiberei zu erklären: "Gott hat dem Mann ein Hirn und einen Penis gegeben, aber leider nicht genug Blut, um beides gleichzeitig zu versorgen". Davor müsse man sich schützen.
Nichts desto trotz erreicht der Allrounder mit den folgenden Platten den Status eines Megastars. Dieses Leben als Person in der Öffentlichkeit porträtiert ein Filmteam in der Dokumentation "Keine Zeit". Später darf er den dritten Echo in Empfang nehmen, ein weiterer Karriereschub wäre nicht mehr zu stoppen, wenn ihm der Tour-Stress nicht zu anstrengend wäre. Nach 1999 will Westernhagen nach eigenen Aussagen keine Stadientourneen mehr machen. Als erfolgreichster Album-Künstler in Deutschland setzt sich der gealterte Rockstar allmählich zur Ruhe. Auch musikalisch hat er sich weiter entwickelt, erweitert den frühen Rock'n'Roll und die Balladen gelegentlich um technoide Einschübe.
Inzwischen setzt sich Westernhagen zusammen mit seiner Frau gegen Rassismus und andere Missstände unserer Gesellschaft ein: "Ich bin der Meinung, dass sich jeder, der etwas veröffentlicht, darüber im Klaren sein sollte, dass er Politik betreibt. Man sollte gesellschaftlich eine Stellung beziehen". Für diesen Einsatz verleiht ihm im April 2001 Kanzler Gerhard Schröder das Bundesverdienstkreuz. Und wenn er all die Erfolge nicht gar zu ernst und wichtig nimmt, kann man vielleicht irgendwann sagen: Der Mann altert in Würde.
Quelle: www.laut.de
Homepage: www.westernhagen.de/
"Für Dicke gibt's nichts anzuziehn, Dicke sind zu dick zum fliehn": So gemein darf nur einer sein, der auch seine eigenen Schwächen schonungslos eingesteht. Und darin ist Westernhagen ganz groß, nicht nur auf dem Erfolgsalbum "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", auf dem keineswegs nur "Dicke" ihr Fett wegkriegen, sondern auch der eigene Suffschädel.
Als Sohn von Hans Müller-Westernhagen, prominentes Mitglied im Ensemble des genialischen Gustaf Gründgens, bekommt Marius schon mit 14 Jahren seine erste Filmrolle. Am 6. Dezember 1948 in Düsseldorf geboren, verliert der begabte Teenie 1961 früh seinen Vater. Kurz nach dessen Tod dreht er 1962 "Die Höhere Schule". Diesen Karriereschub hat er dem Verstorbenen zu verdanken, der sich noch zu Lebzeiten um eine Rolle für seinen Sohn einsetzt. Obwohl der Vater verstirbt, soll er immer ein Teil im Leben des jungen Talents bleiben. So richtet sich Marius ständig nach dessen Maxime: "Demut und Bescheidenheit".
Ein Jahr später taucht der Schauspieler in die Welt der Musik ein. So übt er Gitarre, bis die Finger wund sind und entwickelt seinen Gesangsstil in einer klassischen Ausbildung. In Düsseldorf ist der Rocker mit seiner damaligen Band bald eine kleine Berühmtheit. Nach dem Aus der Musikgruppe widmet sich Marius vielseitigen Aufgaben. Sowohl als Schauspieler, Sänger und Texter, sogar als Journalist beschäftigt er sich.
Mit einer Freundin zieht Westernhagen 1972 vom Ruhrpott nach Hamburg, um weiter an seiner Karriere zu feilen. Dank eines Soundtracks, den er zum Film "Celebration" steuert, kann der Mitzwanziger bald einen Plattenvertrag bei Warner unterzeichnen. Dem Debüt "Das Erste Mal" steht 1974 nichts mehr im Wege.
Die Rollen als Theo machen Marius in den Filmen "Aufforderung Zum Tanz" und "Theo Gegen Den Rest Der Welt" beim allgemeinen Publikum populär. Über drei Millionen Zuschauer sind begeistert. Das Image des Einzelkämpfers mit Herz und Gerechtigkeitssinn, den Westernhagen im Kinofilm "Theo gegen den Rest der Welt" (1980) so glaubwürdig verkörpert, passt wie angegossen zum Rockstar und Frauenheld, der mit gnadenlosem Humor anderen auf die Füße tritt. Schon zu diesem Zeitpunkt hat der junge Schauspieler einen Bekanntheitsgrad erreicht, der ihm Angst macht. Als "bedrückend" und "erschreckend" empfindet der privat Schüchterne diese Situation: "Ich fand meine Popularität hatte ungesunde Höhen erreicht".
Ende der Siebziger beschließt der Schauspieler, endlich das zu machen, was er schon immer wollte. Er verabschiedet sich von seinem Image und gründet mit Basser und Produzent Lothar Meid eine waschechte Rock'n'Roll-Band. 1978 feiert er Erfolge mit einem Silberling "Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz", das sich bis heute über 1,5 Millionen Mal verkaufte. Sogar eine goldene Schallplatte kann der Künstler einheimsen.
Als Musiker und Schauspieler verleiht ihm der Springer-Verlag gleich zweimal die Goldene Stimmgabel. Für die musikalischen Leistungen jedoch erst 1996. Folgende Veröffentlichungen erlangen regelmäßig Goldstatus. 1987 hängt der Frauenheld den Beruf des Schauspielers an den Nagel und widmet sich gänzlich den Tönen. Ausgedehnte Touren schließen an den Erfolg der CDs an. Auf der Bühne will Westernhagen einen anderen Teil seiner Persönlichkeit ausleben: "Ich bin unglaublich schüchtern, unsicher. Für meine Frau war es der absolute Schock, als sie mich zum ersten Mal auf der Bühne gesehen hat". Der abgedrehte Rocker kann dann nach außen treten.
1986 überschlagen sich die Ereignisse. Ein Kind kommt auf die Welt, eine Beziehung zu einer Frau zerbricht, und der oft als arrogant Betitelte lernt seine zukünftige Gattin Romney Williams kennen. In einem Interview versucht Westernhagen, seine Vielweiberei zu erklären: "Gott hat dem Mann ein Hirn und einen Penis gegeben, aber leider nicht genug Blut, um beides gleichzeitig zu versorgen". Davor müsse man sich schützen.
Nichts desto trotz erreicht der Allrounder mit den folgenden Platten den Status eines Megastars. Dieses Leben als Person in der Öffentlichkeit porträtiert ein Filmteam in der Dokumentation "Keine Zeit". Später darf er den dritten Echo in Empfang nehmen, ein weiterer Karriereschub wäre nicht mehr zu stoppen, wenn ihm der Tour-Stress nicht zu anstrengend wäre. Nach 1999 will Westernhagen nach eigenen Aussagen keine Stadientourneen mehr machen. Als erfolgreichster Album-Künstler in Deutschland setzt sich der gealterte Rockstar allmählich zur Ruhe. Auch musikalisch hat er sich weiter entwickelt, erweitert den frühen Rock'n'Roll und die Balladen gelegentlich um technoide Einschübe.
Inzwischen setzt sich Westernhagen zusammen mit seiner Frau gegen Rassismus und andere Missstände unserer Gesellschaft ein: "Ich bin der Meinung, dass sich jeder, der etwas veröffentlicht, darüber im Klaren sein sollte, dass er Politik betreibt. Man sollte gesellschaftlich eine Stellung beziehen". Für diesen Einsatz verleiht ihm im April 2001 Kanzler Gerhard Schröder das Bundesverdienstkreuz. Und wenn er all die Erfolge nicht gar zu ernst und wichtig nimmt, kann man vielleicht irgendwann sagen: Der Mann altert in Würde.
Quelle: www.laut.de
Homepage: www.westernhagen.de/