Begründung zum Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer:
Von frühester Kindheit an erfuhr ich von meinen Eltern eine vollkommen gewaltlose Erziehung. Physische oder psychische Bestrafung spielte darin nie eine Rolle. Dass Gewalt nie ein Mittel sein kann, um Konflikte anzugehen oder zu lösen, war einer der Grundwerte meiner Erziehung.
Seit meiner Einschulung nahm ich am katholischen Religionsunterricht teil. Im Alter von 9 Jahren meldeten mich meine Eltern zu einem Sommerzeltlager der katholischen Kolpingjugend in Lauf an, an dem ich die folgenden 4 Jahre teilnahm.Während dieser 4 Jahre lernte ich durch zahlreiche Gespräche mit Freunden, welche auch in der Kirche ministrierten, und den jugendlichen Gruppenleitern, von denen viele mir bis heute als Vorbilder dienen, Gott kennen. Nach vier solchen Sommerzeltlagern, entschloss ich mich meinen Glauben und die christlichen Werte an andere junge Menschen weiterzugeben. Mit 16 Jahren absolvierte ich mein erstes Zeltlager als Gruppenleiter und bin dieses Jahr inzwsichen zum fünften mal in einer solchen leitenden Position mitgefahren. Seitdem nehme ich über das ganze Jahr hinweg an der Jugendarbeit aktiv teil und versuche auch die nachfolgenden Generationen, für Jugendarbeit zu motivieren. Die wachsende Teilnehmerzahl in meiner wöchentlichen Gruppenstunde zeigt mir den Erfolg dieser Aufgabe und gibt mir Mut und Kraft zu weiterem Engagement.
Mir wird häufig vorgeworfen, dass ich nicht wirklich gläubig sein könnte, ohne die Kirche wöchentlich zu besuchen oder an anderen christlichen Ritualen teilzunehmen. Das sehe ich anders. Meiner Meinung nach gaukelt die in der Kirche praktizierte Ritualisierung den Menschen vor, schon genug für ihre Beziehung zu Gott getan zu haben; die Notwendigkeit sich jeden Tag aufs neue ihm aktiv auseinanderzusetzen wird vernachlässigt. Die Erfahrungen die ich mit jungen Menschen, sei es während des Zeltlagers oder während meiner wöchentlichen Gruppenstunde, mache verdeutlichen mir immer wieder aufs neue, dass es mir gelingt christliche Werte zu vermitteln ohne die Kirche zu besuchen.
Ich schätze deshalb sehr Erich Kästners Satz „Es gibt nichts gutes, außer man tut es,“ denn ich bin der Meinung, dass sich ein wahrer Christ durch gute Taten auszeichnet und nicht durch den regelmäßigen Besuch eines Gottesdienstes. Aus diesem Grund machen mich besonders die sozialen Aktionen der Kolpingjugend glücklich, wie zum Beispiel im Herbst 2000 eine Spende von 1500,- an ein Straßenkinderprojekt nach Brasilien.
Ein weiterer wichtiger Einfluss auf mein Gewissen ist die Tatsache, in Polen geboren zu sein. Viele meiner Vorfahren litten unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges und vermittelten mir ihr Leid und ihre damaligen Ängste in zahlreichen Gesprächen die ich während jährlicher Besuche in meiner Heimat führte. Ich könnte mir niemals vorstellen, egal in welchem Land und egal aus welchem Grund sei es gerechtfertigt oder nicht, Menschen dieser Qualen auszusetzten. Und gerade die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten zeigen uns, dass die Zivilen Opfer nicht zu umgehen sind.
Durch diese Einflüsse hat sich mein Gewissen entwickelt, das mir wie ein Gesetzbuch Regeln vorschreibt, nach denen ich lebe.
Es sagt mir, was ich tun darf und was ich unterlassen muß.
Manche dieser Regeln darf ich in bestimmten Situationen übertreten (z.B. Notlüge), andere allerdings darf ich unter gar keinen Umständen verletzen. Dazu zählt, daß ich niemals eine kriegerische Handlung unterstützen darf, niemals einen Menschen in Gefahr bringen darf, niemals Gewalt gegen einen Menschen ausüben darf und niemals einen Menschen töten darf.
Im Krieg auf Menschen zu schießen, vielleicht sogar auf Unschuldige, würde mein Gewissen so stark belasten, daß ich kein normales Leben mehr führen könnte.
Der Unterricht in der Schule, Bücher und Filme zeigen den Krieg als etwas Schreckliches. Dieses Bild wurde noch verstärkt durch Erzählungen meiner Großeltern aus Polen, über das riesige Leid dass der Zweite Weltkrieg verursacht hatte.
In vielen Entwicklungsländern leben die Menschen nicht zuletzt deswegen am Existenzminimum, weil ihre Regierungen Unmengen von Geld in ihr Militär stecken.Gerade in sehr armen Ländern wie Äthiopien scheint der Krieg gegen die Nachbarstaaten und der darausfolgende Hunger der Bevölkerung ein Mittel der Regierungen zu sein diese im Elend lebenden Menschen zu unterdrücken. Ebenso könnte mit den Milliarden, die Industriestaaten jedes Jahr in ihr Militär investieren, diesen Menschen gegen ihre Not geholfen werden.
Soziales Engagement spielt, wie schon erwähnt, auch in meiner Freizeit eine große Rolle. Bei meiner Arbeit in der Kolpingjugend versuche ich den Kindern nicht nur Spass zu bereiten, sondern auch neben den oben angesprochenen Glaubensaspekten menschlich ein Vorbild zu sein, indem ich auch dort Gewalt ablehne und Konflikte durch Gespräche löse. Hier sammle ich Erfahrungen im Umgang mit Menschen.
Im Zivildienst kann ich persönlichen Kontakt zu Menschen aufnehmen, die nicht im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen, was eine weitere wichtige Erfahrung für mich darstellen würde.
Meine Ausführungen möchte ich abschließen, indem ich noch einmal wiederhole, daß ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann, einen, oder sogar mehrere Menschen, zu töten. Dies gilt selbstverständlich auch für einen möglichen Verteidigungsfall.
Ich bitte sie daher, mich vom Zwang zu befreien, gegen meine Überzeugung Kriegsdienst leisten zu müssen und meinen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer, gemäß Art. 4, Abs.3 Satz 1 des deutschen Grundgesetzes, anzuerkennen.
Mit freundlichen Grüßen
Jakub Wrona
mal sehen was dabei raus kommt