So, misch ich mal wieder mit
Benutzername schrieb:
"du sollst..." krasser kann man das herrschaftsverhältnis wohl kaum ausdrücken. wenn du dich als christ diesen geboten verweigerst begehst du eine sünde und hast (hier triffts wieder) moralisch nicht richtig gehandelt.
Aufgefallen, dass explizit "sollst" statt "musst" verwendet wird? Das hat seinen Grund. Schlussendlich hast du auch als Christ die Wahlfreiheit, ob du dich an die Gebote hälst oder nicht.
Benutzername schrieb:
das alte ethikunterrichtsbeispiel mit der notlüge. kant gibt dir die möglichkeit selbst zu entscheiden ob die notlüge in dieser situation ethisch richtig ist. die 10 gebote lassen dir keine entscheidung. "du sollst nicht lügen!" und das wars. eine notlüge ist eine lüge und somit eine sünde und somit moralisch falsches handeln...
Wieder aufklärung:
Wenn du den griechischen Urtext richtig übersetzt oder per se eine "gscheide" Übersetzung nimmst, dann heisst es dort
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Nun ist die Frage, was mit "Zeugnis" gemeint ist. Zeugnis hat per se NICHTS mit Lügen zu tun. Hier mal eine Definition:
Als Zeugnis bezeichnet man:
- (veraltet) im Rechtswesen die Zeugenaussage ("Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen nächsten", Zehn Gebote),
- den anschaulichen Beweis eines Sachverhalts (Die Ruinen sind Zeugnis einer hohen Kultur.)
in der Religion (emphatisch) einen persönlichen Bekehrungsbericht (Zeugnis ablegen)
Nix mit Lügen. Deine Aussage ist eine - durch den katholizismus - überlieferte vereinfachung der Aussage, damits auch das dumme Volk erkennt ;)
langer rede kurzer sinn: kant lässt deiner vernunft die entscheidung über das handeln. bei den 10 geboten war gott die vernunft, und du bist nur der sklave dieser moral... (um den entgeisterten rufen vorzubeugen: das war nietzsche...
)
Nun das ist in der Bibel nicht anders! Wie bei Kants Imperativ fodert dich das neue Testament explizit dazu auf, dass du nicht die Regeln der Buchstaben folgen sollst, sondern deren Bedeutung. Diese Bedeutung ist aber nur auslegbar mit Hilfe deiner eigenen - durch die Erziehung und Gesellschaft geformten - Wertvorstellungen. Insofern unterscheidet sich der christliche Imperativ nicht von dem von kant. Ausser in einem Punkt:
Bei Kant musst du für deine Entscheidungen keine Rechenschaft ablegen ;)
Insofern mein Fazit:
Lebe dein Leben immer so, dass wenn es im nächsten Augenblick zu ende wäre, du mit dem reinsten Gewissen alle deine Taten vor Gott und der Welt verantworten könntest.