Kapitel 7: Ich geh mal kurz nach vorne.....
Grundsätzlich sind alle Sätze die mit: „Ich geh mal kurz.....“ auf Festivals IMMER mit einem sehr langen Zeitraum und sehr viel Geduld und Stress verbunden. Dazu gehören vor allem Sätze wie:
- Ich geh mal kurz Bier holen: Naturgemäß einer der häufigsten Sätze die Ihr auf einem Festival von euch geben werdet. Problem: Riesige Schlangen vor winzigen Bierständen
Was ist also zu tun ? Meistens wird euch unter dem fadenscheinigen Vorwand, ihr könntet eure Apfelsaft Tetrapacks als brutalste Wurfgeschosse gegen Rasmus von „The Rasmus“ verwenden, die Mitnahme jeglicher Getränke verweigert. In Wahrheit dient dies aber natürlich nur dazu, dass ihr dem örtlichen Brauereimulti zu einem gehörigen Umsatzplus verhelft. Die Argumentation mit den Wurfgeschossen ist totaler Schwachsinn, weil wenn man so was tun wollte, man bestimmt nicht seine wertvollen Getränke werfen würde, sondern lieber einen der zahlreichen Steine, oder je nach Negativqualität der betreffenden Band auch kleine Felsen, die sich i.d.R. zahlreich auf dem Festivalgelände auflesen lassen, werfen würde.
Manchmal sind die Veranstalter so großherzig, dass man kleine 0,5L Plastikflaschen, oder kleine Tetrapacks (0,7L) mitnehmen darf. Hier ist eine 1 zu 1 Vodka Orange oder Bacardi Cola Mischung empfohlen. I.d.R. hört diese Großherzigkeit jedoch am 2. oder 3. Tag auf, wenn der Brauereibesitzer dem Festivalorganisator glaubhaft versichert, dass genau dieses egoistische Verhalten der Festivalbesucher, seine kleine „Interbrew AG“ an den Rand des Ruins treibt. (man ist ja schließlich gerade erst die No. 1 auf dem Weltmarkt geworden....das muss erst mal verdaut werden...)
Manche Leute benutzen auch Katheterbeutel aus der Apotheke um eine Kostenexplosion zu verhindern. Das ist allerdings Geschmackssache, gar nicht dran zu denken wenn`s ausläuft. Aber praktisch ist das schon....
Alle „ich brings mir selbst“ mit Lösungen haben den Nachteil, dass man nach einer Stunde eine brühwarme Suppe mit sich herumträgt...
Letztlich bleibt nur: auf dem Campingplatz so viel wie möglich trinken (soviel dass man sich gerade noch fortbewegen kann) und ansonsten sich einen Bierstand suchen der vielleicht nicht gerade direkt neben der Centerstage steht. Allseits beliebt ist auch der Jim Beam Cola Stand...
- Ich geh mal kurz was essen: Das werdet Ihr auch oft sagen, aber das ist nicht ganz so gehäuft, da euch a) sowieso noch speiübel vom Wettsaufen am Abend davor ist und b) Ihr vom grünlich- schimmernden Döner den Ihr gestern so mutig gegessen habt einen Mords Dünnschiss bekommen habt....Problem: Winzige Auswahl und horrende Preise
Was tun: Tja, entweder seid ihr „Selber Kocher“ mit u.g. genannten Problemen, oder „Festival Fraß“ Esser mit o.g. Problemen. Die Festival Fress Stände haben alle eins gemeinsam, und zwar auf allen Festivals: Es gibt 4 oder 5 verschiedene Gerichte, auf 65 Stände verteilt. I.d.R. Döner; Pizza; Currywurst und Pommes; so was exotisches, indisches; und noch mal Döner.
Alles ist ungefähr gleich schlecht, gleich ungesund und gleich überteuert, die Portionen auch gleich winzig.
Deshalb: Wenn`s denn geht, versucht ob ihr außerhalb des Festivalgeländes was kriegt (Mc Doof) sowie zur allg. Belustigung ist es auch einen Versuch Wert einen Pizzaservice kommen zu lassen. Wenn ihr das mal geschafft habt („Bisu Verrückte, Mamma Mia, Stronzo....“) ist euch den Titel: „Kulinarischer Festival Überlebens Großmeister“ sicher.
Wenn euer Festival in der sibirischen Steppe liegt, dann mach euch Dosenravioli. Die sind zwar auch nicht gesund, aber dafür billig und schnell zubereitet. Wenn Ihr euch was jagen wollt, weil Ihr nichts esst, was Ihr nicht selber getötet habt, dann sieht es schlecht aus. Mit Eintreffen der ersten Festivalhorden erlischt binnen weniger Stunden jegliches nicht menschliche Leben im Umkreis von 10 KM. Ausgenommen sind Ameisen und Rattenkolonien, die durch den Müllberg vor eurem Zelt angelockt werden, weil du der prinzipiellen Meinung bist: „Aufräumen tun nur Frauen“ und „ „Genau wie bei mir daheim !“
- Ich geh mal kurz schiffen: Tja die Häufigkeit dieses Satzes hängt direkt von der Häufigkeit des 1. Satzes ab. Jungs haben hiermit in der Regel weniger Probleme als das auf Festivals sowieso schon ständig benachteiligte schöne Geschlecht ( Nur um dem Aufschrei: „Wir brauchen euer Mitleid nicht...“ zuvorzukommen: Wer fängt denn immer im unpassendsten Moment an zu bluten, wer beschwert sich immer, das sie nichts sieht, weil sie halt nur 1m50 groß ist, wer bemerkt denn, dass man mit nem total stinkigen ungepflegten und unsensiblen Rambomatscho zusammen ist, wer ist denn hinterher schwanger....usw.)
Für Jungs beginnt das Toilettenproblem erst mit dem grünlich-schimmernden Döner. Das Problem: viel zu wenige, viel zu dreckige, viel zu übel stinkende, viel zu „Dixi“ und überhaupt viel zu alles, Toiletten.
Eine Empfehlung: „zurück zur Natur !“, falls eine solche in Form eines Waldes vorhanden ist (-> Packliste Klopapier). Da ist gutes Timing sicherlich wichtig, da die Wäldchen i.d.R. zur Überfüllung neigen.
Toiletten die in festen Gebäuden stehen und Eintritt kosten, werden in der Regel von einigen dicken Frauen mit Kopftuch gewartet und sind deshalb sauberer als Dixis. Das verhindert allerdings nicht immer den bestialischen Geruch der in solch geschlossenen Örtchen entstehen kann. Aber das ist doch genau der Grund weshalb ihr hergefahren seid oder? Nur die härtesten überleben.....
- Ich geh mal kurz zum Auto: Siehe Kapitel 4: Nur in absoluten Notfällen vertretbar...
- Ich geh mal kurz den Siggi holen: Problem: Schon wieder mal den besten Kumpel verloren? Das 4. Mal in 2 Stunden? Auf eurem präzise definierten Treffpunkt stehen 30000 Leute weil gerade Metallica spielt ?
Lösung: Nie suchen, dem geht’s gut! Der hat ja auch schließlich das ganze Gras und viel mehr gesoffen als Ihr hat der ja auch. Spätestens um 6 Uhr morgens am nächsten Tag hat auch der euer Zelt gefunden. ( Ihr wünscht Euch natürlich, dass der so schnell wie möglich wieder verloren geht, weil der gerade über sämtliche Zeltschnüre gestolpert ist und während ihr noch fluchend zum 3. mal euer „Auch von absoluten Idioten in 2 Minuten aufzubauendes, und selbst wenn’s stürmt und hagelt“ Zelt mühsam in 2 stündiger Arbeit wieder aufbaut, kotzt der eure Kühltasche mit den letzten Steaks voll....)
Besonders viel Stress verspricht auch der Satz: „Ich geh mal nach vorne...“
Dies bezieht sich in der Regel, darauf, dass man versucht sich durch dichtgepackte Menschenmassen ohne Rücksicht auf Verluste möglichst nah an die Bühne heranzukämpfen, damit man hinterher sagen kann: Eddie Vedder hat mich, ja MICH direkt ANGEGUCKT !!!!
Es gibt verschiedene Nahkampfmethoden, wobei hier jedoch nur die fairsten, nicht jedoch die unbedingt erfolgreichsten kurz erläutert werden:
1) Du bist 2 Meter groß, arbeitest als Türsteher, bist Großmeister im Kickboxen und hast den Arnold Schwarzenegger „Look a like Contest“ gewonnen ? Nichts und Niemand kann und wird dich aufhalten. Durch rücksichtsloses Durchboxen kommst du ganz nah dran an Avril Lavigne, deren größter Fan du bist...Aufwand/Erfolg: ca. 35 Minuten bis 5 Meter vor die Bühne
2) Gott hat dich nur mit durchschnittlichen Schultern, aber dafür auch mit einem durchschnittlichen Hirn gesegnet ? Dann kommst du vielleicht auch auf die Idee, jeden 2. zu fragen: „Tschuldigung, darf ich mal durch !?“ Je weiter du nach vorne kommst, umso mehr Unverständnis wirst du ernten... Aufwand/Erfolg: ca. 20 Minuten bis zur Mitte
3) Möglichst abgefuckt, dreckig und stinkend zu sein: Du wirst sehn die Menge öffnet einen Weg für dich....Macht aber bei Avril überhaupt keinen Eindruck, auch nicht bei Kirk Hammond..... Aufwand/Erfolg: ca. 15 Minuten bis 15 Meter vor die Bühne (Hardcorefans würden töten, da macht Ihnen dein Gestank nichts aus)
4) So tun als ob man sturzbesoffen ist, und einen Gesichtsausdruck zu imitieren, der erkennen lässt, dass man gerade einen Ort zum kübeln sucht, funktioniert aber eher wenn man schnell von vor der Bühne weg will... Aufwand/Erfolg: ca.5 Minuten bis zum Bierstand / Dixiklo
5) Sich eine dieser Endloskarawanen anzuschließen, die immer so 10 Minuten bevor`s losgeht sich von ganz hinten nach vorne schlängeln. Voran läuft meistens ein Ralf Möller für Arme, oder ein hübsche schwach wirkende Frau, für die man(n) gerne Platz macht. An Ihm/Ihr klammern sich ungefähr 489 Freunde/Bekannte/Campingnachbarn/ Leute die er/sie mal gesehen hat/ Wildfremde usw.
Einfach den/die letzte am Arm packen und mitgezogen werden, oder ganz unverschämt sich in die Mitte quetschen (Achtung: Anschluss nicht verlieren !) Das Gruppenreisen ist doch gleich viel angenehmer als sich als Einzelkämpfer nach vorne zu arbeiten. Dabei kann man zu Besänftigung aufgebrachter anderer Festivalbesucher, lustige Lieder singen wie: „Die Karawane zieht weiter....“ oder „Hier fliegen gleich die Löcher aus`m Käse.....“
Ca. 10Minuten bis vor die äußere Absperrung