So, Zeit für meinen ultimativen Festivalbericht Taubertal-Frequency.
Nach 12 Tagen Festival am Stück gibts einiges zu erzählen, aufzuarbeiten und zu kritisieren.
Los gehts mit dem
Taubertal:
Anreise:
Zu 2. gings am späten Mittwoch Vormittag mit dem Zug von München aus los. Nach einem Umweg über Erlangen, wo wir Jona und Steffi aufgegabelt haben, damit die Fahrt für den Einzelnen günstiger wird, kamen wir um ca. 16 Uhr in Rothenburg an, nachdem wir beim letzten Umsteigen noch zufällig Bene & Co getroffen hatten.
Shuttles vom Bhf zum Campingplatz gabs am Mittwoch leider noch nicht, also haben wir uns ein Taxi genommen, was mit 3€ pro Person durchaus bezahlbar war.
Insgesamt verlief die Anreise sehr problemlos und entspannt.
Campingplatz:
Wir waren am Campingplatz Berg, und nachdem ich gehört hatte, dass dort von Glasflaschen über Möbel bis hin zu Aggregaten alles erlaubt ist, habe ich eigentlich anarchistische Zustände erwartet, aber weit gefehlt. Kaum Müll und sehr gesittet das Ganze. Das hat allerdings der Party keineswegs geschadet.
Überall die größten Anlagen aufgebaut, über die größtenteils gute Musik lief. Dazu sehr wilde Konstruktionen bspw. Holzpodeste, an eins war sogar eine Rutsche drangebaut
Ein anderes Highlight war ein Camp, das am Samstag mit Satellitenschüssel, Leinwand und Beamer die Bundesliga auf Sky übertragen hat
Bändchenvergabe:
Die Bändchenvergabe war ein Stück weg vom Campingplatz, was allerdings kein Problem war, da wir ja Zeit hatten und das Wetter schön war. Allerdings bekommt man am Taubertal nur dieses ätzende Papierbändchen (weil man, wenn man mit dem Auto anreist wie an einer Mautstelle sitzen bleiben kann und das Bändchen direkt an den Arm bekommt), welches allein für den Zutritt zum Gelände relevant ist.
Ein Stoffbändchen kann man sich dann für 1€ extra kaufen. Dieser Euro ist dann angeblich für einen guten Zweck. Das sollte wirklich anders gelöst sein. Die Aufschrift auf dem Papierbändchen war schon nach 2 Tagen kaum noch zu lesen, gegen Samstag/Sonntag war es dann nur noch weiß. Noch dazu muss man ständig Angst haben, dass man irgendwo hängen bleibt und es abreißt.
Sanitäre Anlagen:
Dixis waren super sauber, zahlreich vorhanden und Klopapier war auch fast immer da. Wirklich spitze. Mit den Duschen hatte ich persönlich keine Probleme, weil ich nach den Bands gegangen bin und nachts um 1-2 Uhr natürlich quasi gar nichts los war. Von anderen habe ich allerdings gehört, dass man zu Stoßzeiten teilweise über ne Stunde anstehen musste. Sauber waren Duschen und die Wasserklos aber auf jeden Fall.
Festivalgelände:
Supergeile Location einfach. Man steht in diesem Tal, um einen rum Berge, in der Ferne sieht man die Burg und es spielen Bands - herrlich!
Dazu kommt dann noch dieser Hang, auf den man sich setzen kann und von dort eine super Sicht auf die Bühne hat, wenn man mal nicht ganz vorne rein will. Da brauch ich auch keine VIP-Tribüne
Und der Steinbruch ist nicht weniger beeindruckend.
Einzig eine Wasserstelle fehlt leider, aber man darf immerhin 1l Tetrapacks und 1l PET-Flaschen mitnehmen.
Essen/Trinken:
Zweites großes Minus, wie bei fast allen Festivals, die Becks-Plörre. Immer schlecht eingeschenkt und nur trinkbar weil gekühlt und damit erfrischend. Das nächste Mal werde ich auf jeden Fall viel mehr den direkt neben dem Festivalgelände liegenden Biergarten nutzen, wo man für 60 cent weniger 0,1l mehr und vor allem richtiges Bier bekommt.
Noch dazu musste man vor allem im Steinbruch teilweise ewig warten, bis man überhaupt was bekommen hat.
Essen war gut soweit, vor allem die Pommes mit Sauce nach Wahl und Röstzwiebeln für 3€ waren spitze.
Bands:
Nohrmal - Deutschpunk, war ganz ok, ham wir uns aber nur von hinten sitzend angehört und teilweise mehr geratscht als gelauscht
Eläkeläiset - Genial einfach, super Stimmung auch im Publikum!
Talco - Kannte ich nicht, hat mich der Jona mitgeschleppt, war aber spitze. Italienischer Ska-Punk vom feinsten!
NOFX - braucht man nichts zu sagen, klasse wie immer!
Rise Against - Ebenso klasse, auch wenn sie Paper Wings wieder nicht gespielt haben
Donots - Solide wie immer
Bullet for my Valentine - das was ich gesehen habe war ok, hab sie auch schon ich glaub 2 mal angeschaut. Bin dann aber nach der Hälfte rüber zu
Disco Ensemble - Wieder mal klasse, auch wenn sie Headphones nicht gespielt haben. Ansonsten auch super Stimmung im Publikum.
Pendulum - Auf die hatte ich mich richtig gefreut und ich wurde nicht enttäuscht. Sehr fett!
KIZ - Sehr amüsanter Auftritt, die Herren waren sichtlich angetrunken und haben sehr viel Schmarrn gemacht und auch geredet
Musikalisch natürlich Geschmackssache.
The Subways - Sind wir zu spät gekommen, aber hab sie ja schon oft gesehen. Auftritt gut, Stimmung gut. Passt!
Dropkick Murphys - So oft gesehen aber immer wieder spitze. Allerdings im Vergleich zu nem Einzelkonzert sehr "ruhiges" Publikum, was aber nichts gemacht hat. Ein Einzelkonzert ist immer Schwerstarbeit.
La Vela Puerca - Wiederrum vom Jona mitgeschleppt worden, wieder klasse. Etwas ruhigerer Ska, aber auch sehr tanzbar. Hab allerdings etwas gebraucht im angetrunkenen Zustand den Namen auszusprechen
Fanta 4 - Nach dem 4. Lied gegangen, find ich einfach Sterbenslangweilig, was nichtmal daran liegt, dass ich die Musikrichtung nicht mag (Fettes Brot find ich bspw. klasse). Kanns nicht erklären, ich mags einfach nicht.
Abreise:
Wir hatten schon um 8 fertig zamgepackt, nur leider sind die Shuttles zum Bhf erst ab 10 gefahren. Wir wollten uns dann ein Taxi rufen, aber nachdems am Vortag ja geregnet hatte, wollte uns natürlich kein Taxifahrer mitnehmen. Wir haben die herrlichsten Ausreden gehört.
Am Ende haben wir uns dann entschlossen zu Fuß zu gehen. Heißt: Bergwandern mit vollem Gepäck. War sehr anstrengend, aber auch lustig und schön, wir sind dann noch durch Rothenburg gegangen, wunderschöne Stadt!
Die Zugfahrt war dann sehr entspannt und lustig.
Daheim angekommen hatte ich dann einen halben Tag Zeit mein Zeug zu waschen und zu trocknen und wieder neu zu packen, bevors dann am nächsten morgen losging aufs
Frequency:
Anreise:
Die erste halbe Stunde der Zugfahrt war ich noch völlig am Ende, was sich aber mit nem Bierchen und der immer besser werdenden Stimmung nach und nach legte.
Nach gefühlten 294 mal Umsteigen kamen wir dann endlich in St. Pölten an, insgesamt wars aber sehr entspannt. Nachdem wir ja schon Dienstag angereist sind haben wir noch eine Nacht in Hostel direkt am Bahnhof gebucht. Das war echt spitze, man konnte nochmal duschen, hatte noch ne Nacht in einem Bett und war trotzdem am nächsten Morgen gleich da.
So waren wir dann auch die ersten am Shuttlebus, der uns am Mittwoch um 8 Uhr zum Gelände gebracht hat. Um ca. halb 9 waren wir dann dort und fanden erstmal eine schon beträchtliche Menschenmasse vor. Und der CP war noch nicht offen. Dann hieß es warten, und das in der bereits recht warmen Morgensonne. Nach ca. 1,5 Stunden hatten wir dann endlich alle ein Bändchen und machten uns leicht geschafft auf die Suche nach einem Platz zum Zelte aufschlagen.
Campingplatz:
Es war schon recht eng, alles total dicht aneinander gebaut, manchmal musste man auf dem Weg zu den Dixis echt umdrehen und nen anderen Weg gehen, weil einfach kein Durchkommen war.
Wir hatten nen Platz direkt an der Traisen, was bei der Hitze wirklich grandios war. Schnell mal runter in den Fluss und abkühlen war kein Problem.
Probleme waren allerdings die enorme Müllverschmutzung und der Vandalismus (Stichwort ungeschmissene Dixis), was teilweise auch an kleinen Kindern lag, die auf dicke Hose machen wollten. Wirklich erschreckend wie viele da rumlaufen, die höchstens 13-14 Jahre alt sind, und keine Sau interessierts.
Bändchenvergabe:
Wie schon gesagt sehr lange Anstehzeiten. Das war eher bescheiden. An der Bändchenvergabe gabs dann allerdings nicht nur ein Programmheft dazu, sondern auch Ohropax und einen Umhängespielplan.
Sanitäre Anlagen:
Dixis wurden oft gereinigt, waren aber auch nach jedem Tag voll. Gut waren vor allem die Festen Klos in der Weekender Stage. Duschen soweit ok, nur am letzten Abend hat anscheinend jemand in die Dusche geschissen, aber das gehört wohl auch eher in die Ecke Vandalismus/mutwillige Verschmutzung.
Festivalgelände:
2 große Bühnen, Weekender Stage und Nightpark, dazu zahlreiche kleine Bühnen. Man konnte wirklich alle 100 Meter stehenbleiben und einer neue Band/DJ zuhören. Laufwege zwischen den Daypark-Bühnen sehr kurz, an der Race-Stage gabs ne Wasserstelle und an den heißen Tagen wurde noch ein großer Rasensprenger im hinteren Bereich aufgestellt. Für Abkühlung war also gesorgt. Auf der Green Stage gabs allerdings keine Wasserstelle.
Zum Nightpark gabs abends dann Shuttlebusse, man war aber auch in 15 Minuten zu Fuß hingelaufen, wenn man nicht anstehen wollte.
Mitnehmen durfte man aufs Gelände nichts, weder Getränke noch Speisen, allerdings wurde das ganze sehr willkürlich kontrolliert. Ich hab z.B. Leute mit Bierdose reinlaufen sehen und ich bin teilweise nichtmal nach dem Bändchen kontrolliert worden, während z.B. der Marco mit einer kurz vor dem Gelände gekauften Käsestange nicht aufs Gelände gekommen ist.
Generell waren die Kontrollen alle eher halbscharig und inkonsequent, was teilweise recht ärgerlich war.
Essen/Trinken:
Endlich mal kein Becks! Stattdessen gabs Zipfer, das mit 4,50€ zwar auf den ersten Blick sehr teuer erscheint, aber bei 0,5l auf 100ml sogar billiger ist als bspw. bei RiP. Aber Bier hab ich mir sowieso kaum gekauft. Spritzer war angesagt, also Weinschorle in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Sehr lecker, sehr erfrischend, und mit 4€ für 0,4l und 9€ für 1l preislich für ein Festival normal. Das war wirklich mal was anderes.
Essenstechnisch hab ich zum ersten Mal einen - nicht Pizza Mario, sondern - Pasta Mario Stand gesehen und probiert. Wirklich sehr lecker und für 4 Euro gibts schon ne ordentliche Portion Spaghetti Pomodoro. Asianudeln werde ich wohl ab sofort konsequent meiden, da hab ich am Wochenende die schlechtesten Nudeln meines Lebens gegessen. Ansonsten war auch die Handbrotzeit sehr lecker.
Bands:
Yuck - Nur die letzten 2 Lieder gehört, die haben aber gefallen
Mona - von hinten im Schatten sitzend angehört und deshalb nicht so viel mitbekommen. Was ich gehört hab war aber nicht schlecht.
Two Door Cinema Club - Wie immer spitze
Clueso - guter Auftritt, Sound war viel besser als am Southside und das Wetter war dann doch auch um einiges besser
Beady Eye - Nur angeschaut, weil ich bei Seeed im Brecher sein wollte. Ich hatte vorher schon gehört, dass sie ziemlich schlecht sein sollen, aber was ich dann zu hören und sehen bekam, war noch viel erbärmlicher. Die Songs nur lustlos runtergespielt, dazu die einfach ätzende, widerliche, arrogante Art von Gallagher. Stand am Anfang noch quasi der ganze Wellenbrecher und wartete gespannt auf den Auftritt, so saßen gegen Hälfte des Konzerts schon ca. 50-60%. Buhrufe, Mittelfinger und hämischer Beifall waren keine Seltenheit. Ich frage mich allerdings auch, wie eine Band, die erst seit einem guten Jahr besteht, Co-Head auf einem Festival wie dem Freuquency werden kann, Oasis hin oder her. Das kann einfach nicht sein.
Seeed - erster Höhepunkt für mich, hatte sie noch nie gesehen und dann gleich das erste Konzert nach der Pause, und sie können es immer noch. Sehr guter Auftritt, Stimmung im Publikum war gut, einzig die vielen ruhigeren Songs nacheinander haben sich teilweise etwas hingezogen.
A-Trak - Nur ne halbe Stunde gesehen, die war aber sehr fett. Den Rest des Nightpark-Abends haben wir auf dem Indie-Floor verbracht.
Friska Viljor - auch nur die letzten 3 Songs gesehen, haben aber sehr getaugt
The Kills - fand ich eher lahm, irgendwie sehr eintönig
Crystal Fighters - zweites Highlight, super Auftritt und die Stimmung bei uns in der Gruppe war 1a, soviel hab ich während nem Konzert glaub ich noch nie gelacht
3 Feet Smaller - Von hinten angeschaut und dabei was gegessen. Genau meine Musikrichtung, haben soweit gefallen.
The View - Für mich die Überraschung des Festivals. Das hatte ich nicht erwartet. Eine schottische Indie-Rock Band mit allerdings durchaus einigen Punkrock und Alternative Elementen.
Deichkind - Immer wieder eine grandiose Show, allerdings immer noch die gleiche wie vor 2 Jahren. Ich freu mich auf die neue Tour nächstes Jahr mit hoffentlich einigen Neuerungen.
Rise Against - Zum ersten Mal von weiter hinten angeschaut und einfach nur die Musik genossen. War wie immer spitze.
The Chemical Brothers - Perfekter Abschluss des Festivals für mich, nachdem ich sie ja am SoSi verpennt hab. Kranke Lightshow und abspacken ohne Ende. Fett!
Leider hab ich es nur einmal in den Nightpark geschafft, das will ich das nächste Mal ändern. Aber beim 3. Festivalwochenende in Folge erreicht man dann doch langsam seine Grenzen.
Ein großes Minus war die ständige Veränderung des Timetables, ohne dass man was davon mitbekommen hat. "Band XY hat abgesagt, also verschieben sich alle Bands davor nach hinten" oder "Band YZ und Band ZX tauschen den Slot". Wenn man Glück hatte hat man durch Zufall davon erfahren. Das war wirklich sehr nervig.
Abreise:
Sind am Sonntag gleich um halb 8 abgehauen, damit wir pünktlich den Zug um 9 erwischen, der von St. Pölten bis Passau durchfährt. Am CP dann gleich nochmal ein Beispiel in Sachen kleine Kinder. Ein 13-14 Jähriger kniet vor seinem Zelt, in der Hand eine gefüllte Bierbong/Trichter. Dazu dann der Spruch "Ich glaub diese Leber hält nicht lange". Da kann man sich eigentlich nur an den Kopf langen.
Naja, im Zug selber wurden wir dann nochmal vom Schaffner angepöbelt weil wir im Fahrradabteil saßen und ja die armen Fahrradfahrer behindert hätten. Einige dieser Fahrradfahrer (übrigens alle so ca. 50-60 Jahre alt) hatten uns übrigens kurze Zeit vorher angepöbelt, nach dem Motto was uns denn einfällt uns in den Zug zu setzen. Da wächst mein Hass auf Rentner einfach immer mehr.
Der Rest der Fahrt verlief dann relativ ruhig.
Fazit:
Zwei wunderbare Festivals, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Beide mit sehr schönem Gelände und mit Fluss, in den man sich reinsetzen kann.
Taubertal eher auf Punk Rock, Rock etc. ausgerichtet, Freuquency eher auf Indie und Electro.
Mehr geboten ist eindeutig am Frequency, allerdings empfand ich dafür die Leute auf dem Taubertal als viel freundlicher, entspannter und angenehmer.
Insgesamt könnte man das Taubertal übertrieben als Festival für die ganze Familie bezeichnen, wo man auch seine Kinder alleine über den Campingplatz laufen lassen würde oder sein neues Auto ohne Bedenken neben einer Gruppe Jugendlicher abstellen kann, die gerade Flunkyball spielen, während man selbst gerade eine Stadtführung in Rothenburg macht.
Das Freuquency dagegen ist eher Treffpunkt für den Eskalationsurlaub pubertierender Jugendlicher, wo man seinen Campingstuhl nichtmal 15 Minuten unbeaufsichtigt lassen kann, ohne dass er weg ist, wo man in der Nacht Angst haben muss, dass Idioten einem das Zelt einreißen oder wo man vor den Bühnen einen mit Steinen gefüllten 1l Becher an den Kopf bekommt und daraufhin getackert werden muss.
Das hört sich jetzt hart an, aber ich glaube, dass das in den nächsten Jahren noch schlimmer wird und man selbst wird ja auch nicht jünger. Im Prinzip sollte man einfach mit einer großen Gruppe hinfahren und versuchen sich von diesem ganzen Kindergarten abzugrenzen, denn abgesehen davon ist das Freuquency wirklich ein super Festival. Für die nächsten Jahre hat das Taubertal für mich aber auf jeden Fall Vorrang und gleichzeitig zum Fq gibts ja immer noch das Highfield, dass ja heimlich, still und leise zu meinem Lieblingsfestival geworden ist. Es wird wohl aufs Line-Up ankommen, ob mich St. Pölten im nächsten Jahr wiedersieht.