Schock-Gedanke!
Was, wenn von Deutschland ausgehend ein Zeitalter der Vernunft anbräche?
Eine Vernunft, die alles mitreißt und umreißt.
Ein in Deutschland geborener 18jähriger, psychisch kranker Deutscher mit einem zweiten, iranischen Pass (den er sich nicht ausgesucht hat) feiert die wirren Manuskripte von Breivik, pilgert nach Winnenden, erschießt Türken, Araber, Kosovaren, Jugendliche. Vom Feierabendbier trinkenden, paradedeutschen Baggerfahrer wird er als "Scheiß Kanacke!" beschimpft. "Ich bin Deutscher," ruft der Durchgeknallte. Und: "Scheiß Türken!"
Indes die AfD wetzt die Messer, Ursula von der Leyen versetzt die Feldjäger in Alarmbereitschaft und der Bundesinnenminister, verloren im Neuland, sucht die Schuld bei "Killerspielen".
"Scheiß Kanacke!" - "Ich bin Deutscher."
Und der Deutsche bewirft den Bewaffneten vom Balkon aus mit einer leeren Feierabendbierflasche während ein Russe oder Araber (bzw. sogar, oha, Deutscher?) die Szene filmt, fürs Neuland.
Wer ist eigentlich Deutscher? Und was ist das eigentlich: deutsch?
Und alle suchen und rudern und orakeln. Beim Anblick der tolpatschigen Panikmaschine und der sachlichen, digitalen und zwischenmenschlichen Inkompetenz der dusseligen, aufgeregten Eventjournalisten wünscht man sich, der Münchener Polizeisprecher möge Chefredakteur sämtlicher deutscher "Legacy-Medien" werden.
Die Polizei München eröffnet drei Stunden nach dem Amoklauf ein Uploadportal im Netz, damit Tatvideos nicht bei Liveleak und Focus Online landen, sondern da, wo sie hingehören: bei der Polizei. Und in der digital zuverlässig unbeholfenen Tagesschau liest jemand vor, was "in den sozialen Medien" so geschrieben wird. Medienkompetenz mal andersrum.
Willkommen in der kunterbunten Welt der Grautöne, in der standfest auf dem Boden zu bleiben die Herausforderung unserer Generation ist. Es gibt kein Ja und Nein, kein Schwarz und Weiß.
Verbrechen seien keine Frage der Nationalität, sondern der Kinderstube und der Erziehung, sagte der damals noch ungleich unbekanntere Münchener Polizeipressesprecher nach den Ereignissen der Kölner Silvesternacht in einem TV-Interview. Das zu erkennen ist vernünftig. Es offen zu sagen, erfordert keinerlei Mut.
Wenn nicht, bleibt eben alles wie es ist; aber vielleicht beginnt es ja, das Zeitalter der Vernunft.