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INOFFIZIELL BESTÄTIGT

"Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen / daß immer nur Zeichen und nie Wunder geschehen"

Diese lakonische Einsicht im Refrain der ersten TELE-Single "Falschrum" sprach im Herbst 2004 einer ganzen Reihe engagierter Rundfunkredakteure aus der Seele und das Stück wird bis heute regelmäßig im Radio gespielt. Das darf als untrügliches Zeichen verstanden werden, daß der Band mit ihrem Single-Debüt eine Visitenkarte geglückt ist, die sie als Komponisten von Popsongs mit Langzeitwirkung empfiehlt.
FrancescoStefan

Neben diesen Radioresonanzen gab esfür Francesco Wilking (Gesang & Texte), Martin Brombacher und Tobias Rodäbel (beide Gitarre), Patrick Reising (Keyboards), Stefan Wittich (Schlagzeug) und Jörg Holdinghausen (Bass, seit 2005 fest dabei) viele weitere Zeichen, die das Sextett darin bestärkten, auf dem richtigen Weg zu sein. So fand das dazugehörige Album Wovon sollen wir leben nicht nur in der Fachpresse, sondern auch im bürgerlichen Feuilleton reichlich Beachtung und tauchte Ende 2004 in vielen Kritiker-Jahrescharts auf. Die Zeile "Es ist Musik aus der Fabrik und will mit dir beten" aus "Wunder in Briefen" kürte ein Journalist gar als beste Antwort auf die allgegenwärtige Betroffenheitslyrik.

Bestand zur Anfangszeit der 1999 in Freiburg gegründeten Gruppe der Zuhörerkreis noch vorwiegend aus Postrock-Fans, deren Interesse von den euphorischen Rezensionen zum selbstvertriebenen (später bei Tapete Records unter dem Namen Tausend und ein Verdacht wiederveröffentlichten) Debütalbum geweckt wurde, so erreichten TELE mit dem 2002 vollzogenen Schwenk zu klaren Popsongstrukturen ein gemischteres Publikum. Die in der Spex-Besprechung zur 2003er EP gemachte Prophezeiung: "Ich sehe schon die Indiefamilie auf den Tanzflächen ihre Augen schließen, den Kopf in den Nacken legen und singen: »Kommst du heute Nacht in meinen Traum - sag ja, sag es laut.«" aus dem Song "Now Now Now" ging in Erfüllung.

Damals war der Umzug der Band nach Berlin schon vollzogen. Um aber die Freiburger Zeit abzuschließen, nahmen Tele ihr zweites Album noch im dortigen Mixdiemotions-Studio auf, das sie gemeinsam mit der Band Geschmeido aufgebaut hatten. Mittlerweile haben sich beide Formationen im Berliner Prenzlauer Berg ein neues Arbeitsumfeld geschaffen, in dem der Löwenanteil des neuen Tele-Albums entstanden ist. Einige Stücke ("Fieber", "Hans" und "Rio de Janeiro") wurden zwar bereits im letzten Winter geschrieben und dann mit Patrick Majer (dem Wir-sind-Helden-Intimus, der bereits Wovon sollen wir leben abmischte und diesmal auch einige Lieder ko-produzierte) aufgenommen. Die restlichen Stücke auf Wir brauchen nichts entstanden aber - wie schon die Vorgängerproduktionen - in kompletter Eigenregie. Erst beim Mischen wurden Kapazitäten wie Jem (Virginia Jetzt!, Roman Fischer) und Peter Schmidt (u.a. Blumfeld) mit ins Boot geholt.
JörgPatrick

Davor verstrich kaum ein Monat, in dem TELE nicht auf Tour waren. Ob als Headliner in gut besuchten Clubs, wo sie es stets verstanden, die Barriere zwischen Band und Publikum mit charmanten Ansagen aufzuheben, ob auf Festivals oder als Support von Phoenix, Juli und Wir sind Helden: überall zeigte die Band, wie essentiell und unterhaltsam die Live-Umsetzung ihrer organisch gewachsenen Popsongs ist.

Dies blieb auch dem Goethe-Institut nicht verborgen, worauf TELE im WM-Sommer 2006 für drei Wochen zu einer Reise durch sechs afrikanische Staaten eingeladen wurden. Die dortigen Erlebnisse, über die der Musikexpress auf vier Seiten berichten sollte, stellten dann die hohen Erwartungen noch in den Schatten. Denn wie es allein schon mit Musik als Universalsprache gelingen kann, neue Freundschaften zu knüpfen, durften TELE gleich mehrfach erfahren.

Überhaupt: die Sprache. Nur wenige Texte hat Francesco schon fertig, wenn er bei den Proberaum-Sessions auf die Riffs, Rhythmen und Piano-Intros seiner Kollegen reagiert - die meisten Gesangslinien entstehen erst während des Spielens. Da kommt es der Band zugute, dass es sich bei ihrem Frontman um einen schöpferischen, Poetry-Slam-erfahrenen Sprachkünstler handelt, um dessen beiläufige Sprechgesang-Ausflüge (siehe die erste Single-Auskoppelung "Mario"!) ihn so manch Vollzeit-Rapper beneiden dürfte.
Zeugten bereits die dreizehn Stücke des letzten Albums von den weit gefächerten Vorlieben der TELE-Mitglieder, ist ihnen nun mit Wir brauchen nichts der Geniestreich geglückt, den Radius unterschiedlichster Einflüsse noch einmal zu vergrößern.

Da wären etwa die prägnanten E-Piano-Akzente und die - vermeintlich teilnahmsvollen - Westcoast-Chöre auf "Mario", jener Geschichte vom verzweifelten Millionärssöhnchen, das ständig vom Ausbrechen aus der beengenden Begünstigung träumt und dann � nach einer himmlischen, noch alle Auflösungen bereithaltende Bridge in schönster Crosby, Stills & Nash-Art - doch den Weg des geringsten Widerstands wählt.
TobiasMartin

Dann das mit Marimbaklängen und einer zarten Gitarrenfigur eingeläutete "Ein Leben ohne Dich", auf dem sich Tele einmal mehr als Experten für sehnsüchtige Balladen erweisen, deren Intensität sich mit den Glanzstücken von Genesis (circa 1980) und Crowded House messen lassen können. Und das kunstvoll positionierte Trompeten-Solo braucht sich vor Miles Davis� Beitrag zum Scritti-Politti-Hit "Pattie" nicht zu verstecken!

Bei der energischen, mit Alarm-Kuhglocken versetzten Uptempo-Nummer "Fieber" mag im Acapella-Intro eine andere Apokalypsenfantasie Pate gestanden haben: "The Road To Nowhere" von den Talking Heads: "Es geht ein Riss durch die Welt..." Büchner oder Byrne? - das ist hier die Frage.

In einer Wovon sollen wir leben-Besprechung war mal zu lesen, dass der TELE-Sound zwar durchaus 80er-Jahre-Elemente enthalte, sich dabei aber vorwiegend an Bands orientiere, die schon in der vorangegangenen Dekade aktiv waren: im Falle des knackigen Gitarrenriffs von "Unser kleines Haus" könnte ein Zauberspruch der Steve Miller Band tief ins TELE-Bewußtsein vorgedrungen sein. Doch die in vier Minuten verpackte Weisheit, dass man Glück nicht zementieren kann, bekommt dank Francesco Wilkings ausgeprägtem Sinn für Tragikomik etwas Unverwechselbares: "Ich fühl mich sicherer draußen, sagst Du , / vor der Tür ist es so schön kalt / Auch wenn du diese Wände für uns gebaut hast / glaub mir, keine davon kann mich halten."

Wie sehr es dem Sänger inzwischen Spaß macht, in den TELE-Songs auch mal in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und für die gewählte Figur ein entsprechendes Vokabular ("Als Du noch hier warst, war ich mir sicher, ich bin nicht mehr in dich verliebt / aber das war falsch wie der erste und zweite Golfkrieg") zu entwickeln, zeigt die beschwingte New-Orleans-Nummer "Rio de Janeiro". Genial, wie hier in bester "Alles klar auf der Andrea Doria"-Tradition (nur, daß TELE für das raffinierte Bläserarrangement nicht Peter Herbolzheimers Big Band bemühten, sondern ihnen dabei Mark Scheibe vom Montagsclub aushalf) der Protagonist alle Widrigkeiten aufzählt, die ihn davon abhielten, mit der verzogenen Freundin Kontakt zu halten und sich in immer mehr Ausflüchte verstrickt ("Ich wollte Dir schreiben und habe kein Papier gefunden ...)"!

"Bye, Bye, Berlin", das letzte Stück dieser Vorauswahl, glänzt durch einen vielstimmigen Chor, wie ihn Sufjan Stevens� Truppe auch nicht schöner hinbekommen hätte und dürfte inhaltlich von allen Wir brauchen nichts-Stücken wohl die meisten Fragen aufwerfen. Denen sich die sechs Noch-Berliner gerne stellen.

Quelle und Copyright Bandinfo: http://www.telemusic.de/
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