Bildungspolitik auf bayerisch

nitsche

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Meine Frau hat Publizistik studiert. Jetzt ist sie Wirtschaftsberaterin. Ein guter Freund hat Informatik studiert, jetzt arbeitet er als Financial Controller. Ein anderer hat ebenfalls VWL studiert, arbeitet jetzt als Wirtschaftsprüfer. Und wieder ein anderer hat ebenfalls VWL studiert und arbeitet als Portfoliomanager.
Gut, mag sein. Aber alle haben mehr oder weniger noch was mit dem Fachbereich zu tun, in dem ihr Studium lag. Das Problem bei mir: Mein Studium war nicht breit gefächert, sondern von Anfang an auf ein Berufsbild ausgelegt. Als Lehrer kann man nach der Ausbildung nur lehren. Was anderes hat man nicht gelernt. Das ist ja der Scheiss.
 
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gfc

Schönwetter Camping-Prophet
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Da täuscht du dich. Operational Risk Management hat nicht viel mit Volkswirtschaft zu tun. VWL geht um Fragen wie "was passiert mit dem Privatkonsum, wenn sich der Wechselkurs EUR/CHF ändert?". Ich beschäftige mich mit Fragen wie "was passiert, wenn System XY für 4h ausfällt".

Oder auch meine Frau: Was hat eine Due Dilligence bei einer Fusion mit Publizistik zu tun? Wirtschaftinformatik hat auch nichts mit einer Financial Controlling zu tun (fragen wie: Wie sieht das Budget nächstes Jahr aus für Abteilung XY).

Genausogut kannst du Grundschullehrer werden. Das ist in etwa gleich "fachnah". Warum nicht damit anfangen anstatt aufs Arbeitsamt? Ich mein ich krieg meinen Traumjob auch vielleicht mal mit 40 (das wäre in etwa realistisch), bis dahin geh ich vor allem arbeiten, um die Rechnungen zu bezahlen. Warum sollte das bei Lehrern anders sein?
 

maxibt

Dipl.-Ing. Hexenmeister, BSc in Wohnmobiling
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Roman, ich glaub es steht nicht zur Debatte, dass der Nico sich irgendne Arbeit suchen und auch finden wird. Natürlich wird er weder auf der Straße landen noch jahrelang nur von Hartz IV leben. Aber es ist doch wohl völlig nachvollziehbar, dass man sich im ersten Moment scheiße fühlt und auch ziemlich verarscht, wenn man nach mehreren anstrengenden Jahren Studium und Referendariat gesagt bekommt, dass man nicht genommen wird. Dass er sich dann nicht umdreht und gleich jubelt "Egal, ich mach halt irgendwas anderes!" ist doch wohl nur verständlich.
 

seb

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Der große Unterschied besteht doch darin, dass VWL, Wirtschaftsinformatik, etc.. schon längst keine klar definierten Berufsfelder mehr haben. Wichtig ist heutzutage sowieso eine gewisse Flexibilität, egal was man studiert.

Wer dagegen Lehramt studiert, wird im Normalfall Lehrer.
Eher wie bei einer Ausbildung, ein Fliesenleger bekommt normalerweise auch keinen Job als Elektro-Installateur.

Man ist z.B. als Geschichte-Lehrer nunmal noch lange kein Historiker.
 
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Gigge

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So sieht's aus.
Und als Gymnasiallehrer noch lange kein Grundschullehrer. So einfach, wie du dir das vorstellst ist es nicht, Roman. Und so einfach machen es dir auch Schulen und Staat nicht.
 
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the_Clarence

nur_albert
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und noch dazu stellt doch bei uns keine Firma und kein Schwein einen Lehrer für eine andere Stelle ein (außer natürlich mit Vitamin B). Weder in der Industrie, noch irgendwo in Handwerklichen Betrieben... Da kriegt man ja nicht mal auf dem Bau was. Als Lehrer is ma einfach verratzt, wenn man keine Anstellung kriegt.
 
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nitsche

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Genausogut kannst du Grundschullehrer werden. Das ist in etwa gleich "fachnah". Warum nicht damit anfangen anstatt aufs Arbeitsamt?

Eben nicht. Das ist nach Willen des bayerischen Staates ein anderer Studiengang. Ich DARF nur an Gymnasien und beruflichen Hochschulen arbeiten.
Grundschulen, Hauptschulen und Förderschulen sind für mich von Staatswegen her tabu. Ausser ich studiere das nochmal neu, ganz von vorne, 8 Semester(!) lang. An Realschulen kann ich nur als kurzfristige Aushilfe arbeiten. Für Aushilfen wurde aber just vor zwei Wochen das Geld vom Ministerium gestrichen. :?

Nimm es mir nicht übel Roman, aber ich beschäftige mich mit meinem Berufsbild seit 7 Jahren und habe die letzten zwei Jahre auch intensiv Lehrerdienstordnungen, Beamtenrecht und wie der ganze Rotz da heisst lernen dürfen. Ich kenne mich da mit Sicherheit besser aus als Du. ;)

Es ist de facto so: Ich finde als Gymnasiallehrer ne Stelle oder kann was ganz anderes machen, das nichts mit Lehramt zu tun hat. Zumindest ist das in Deutschland so.
 

Unimpressive

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Mal aus Interesse: Weil die Lehrer ja trotzdem fehlen, hatte ich in meiner Schullaufbahn ganz viele arme überforderte Lehramtsstudenten (also quasi noch vor dem Referendariat), die uns zum Fraß als "Lehrer" (nichts gegen diese Aushilfen oder was auch immer, aber die waren eben überfordert und somit die ganze Aktion sinnlos) vorgeworfen wurden. Hat natürlich uns nichts gebracht und grad in der Mittelstufe (7.,8.) hätte ich als Student nach der ein oder anderen Erfahrung weinend das Handtuch geschmissen.

Werden die dann bezahlt? Oder ist das so ein "Die müssen das machen und erhoffen sich eben was auch immer als Studenten davon und der Staat rettet an seinen Schulen ein paar Fächer, die sonst einfach weggefallen wären" - Ding? (Ich hoffe, das ist jetzt irgendwie annähernd verständlich)


@gfc: Wenn Eltern ihr Kind in die Grundschule einschulen, wollen die da auch nicht unbedingt einen Hochschullehrer haben.

Allein was da an Pädagogik etc. unterschiedliches beherrscht werden muss, da liegen doch Welten zwischen. Ein Grundschul/Hauptschul/Förderschullehrer hat (im Idealfall) ja ein vielfaches mehr an Pädagogik als ein Gymnasial-/Hoschschullehrer. Täte letzteren vermutlich auch nicht weh (nein, das ist nicht verallgemeinert auf JEDEN der ein "höheres" Lehramt studiert hat), aber es ist, wenn ich mich jetzt nicht völlig täusche, eben auch einfach nicht im Studium vorgesehen. Mann kann ja auch keine Tischlerausbildung machen und dann als Fitnesstrainer arbeiten, weil man bei beiden Jobs was mit der Hand tut. V.a. nicht, wenn Bayern sagt: "Du studierst A, um A zu machen, ohne Kompromisse." Das unterschätzt man vielleicht leicht, wenn man dazu keinen Bezug hat, aber das hat nichts damit zu tun, dass Menschen die Augen vor der Realität verschließen.
 

McLeo

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Es hilft nur noch Demonstration und ziviler Ungehorsam. Ich jedenfalls habe es satt mir im Radio anhören zu müssen Bildung wäre das höchste Gut, aber gleichzeit wird unser Bildungssystem mit Füßen getreten und der Privatwirtschaft oder der Landwirtschaft wird per Subventionen etc. das Geld in den Arsch geschoben.

Es müssen jetzt einfach mal alle zusammen stehen, Schulen, Junglehrer, Studenten und auch eltern die für ihre Kinder eine fundierte Ausbildung wünschen. Es muss Schluss sein mit der Duckmeierei vor unserem Staat und einer unfähigen Landesregierung ohne Plan und Ziel.
 

McLeo

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Was soll man noch sagen, wenn ein Staatssekretär auf den Hinweis, es gäbe eine Differenz zwischen den, auf dem Bildungsgipfel, 7% geforderten Ausgaben für das Bildungssystem und den effektiv 4,8 geleisteten Ausgaben anmerkt, dass unser Bildungssystem ein föderalistisches Konstrukt ist.
 

the_Clarence

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Aber ganz ehrlich, ich finde, dass es insgesamt doch schon besser wird, als zu Zeiten in denen ich zur Schule ging... nur eben wirds vielleicht zu langsam besser?
Is jetz rein subjektiv, aber ich denke schon, dass es auf Dauer besser wird. Wenn nicht, dann belehrt mich :mrgreen: (scheiß Wortspiel)
 

McLeo

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Was konkret ist denn besser?

Ein Beamer im Klassenzimmer und zwei Fernseher incl. DVD Player pro Etage?

Die Klassenstärken sind nach wie vor viel zu hoch, die Ganztageseinrichtungen sind mitunter völlig unzureichend verwirklicht, die Intensivierungsmaßnahmen die durch G8 für die (wirklich "armen" und teilweise völlig überforderten) Kinder dringend notwendig sind finden mal statt oder auch mal nicht, je nachdem wie gerade die Lehrerbesetzung in der Schule ist, usw...
 

the_Clarence

nur_albert
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wie gesagt, ich kanns ned genau sagen, weil ich momentan ned drin steck. Ich hab meine Erkenntnisse nur aus Erzählungen von Schülern momentan.

Ich war nie in einer Klasse unter 28 Leuten (gut, und mir hats getaugt... wollt eh nie mit den Lehrern reden)... wieviel sind es denn momentan im Schnitt?

Und Ganztageseinrichtungen gabs zu meiner Zeit überhaupt nicht und es hat nie etwas in der Richtung Ersatzunterricht gegeben.
Und was sind Intensivierungsmaßnahmen?

Ich sag ned, dass es gut is,... um Gottes willen... aber besser wirds doch (vielleicht zu) Langsam
 

firebass

Schon fast ein Großer
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Ich glaube die meisten hier sehen es einfach falsch. Fakt ist: in Deutschland (und wohl auch jedem anderen deutschen Land) werden die entscheidungen von amateuren getroffen, die vorher von profis informiert wurden. was die profis sagen lässt sich nicht durchführen also kürzen die amateure hier und da dinge raus, und denken dass wird dann schon passen. da sie aber keine ahnung von dem ganzen haben, haben sie meistens mit den kleinen kürzungen die viel geld sparen das gesamte system zerstört. nur kleines beispiel: der profi sagt: man braucht mehr lehrer und man braucht interaktive medien um die schüler zu motivieren. der politiker sieht zwei dinge die geld kosten, wobei eines wesentlich billiger ist, als das andere. ergebniss des ganzen: es gibt nicht mehr lehrer, das ist teuer, aber es gibt beamer und alles drum und dran. das verführt z.B. den faulen relilehrer zu noch mehr faulheit, sodass der unterricht zu 90% aus filmen besteht. Man kann von amateuren nicht erwarten, dass sie die richtigen entscheidungen treffen. wenn wir Leuten die verantwortung geben über unser geld, und wie sie damit verfügen, können wir einfach nicht davon ausgehen, dass sie bei themen, wo sie kein fachmann sind die richtigen entscheidungen treffen. wir als bürger sehen nur: zu wenig lehrer, weil es kein geld gibt, dafür aber genug geld für rettungsschirme und sonstigen müll. der Politiker sieht:
1. zu wenig lehrer - keine gute werbung aber lang nicht so schlecht wie
2. bank geht pleite - jobs und geld weg - wütende bürger und
3. inflation - alles wird teurer - wütende bürger.

es sind die bürger, die amateuren die führung überlassen und bei den flaschen dingen wütend sind, die das bildungsystem immer weiter kaputt machen, nicht die Politiker, die nur nach dem politiksystem handeln, dass wir ihnen auferlegen. so funktioniert demokratie.

und dagegen hilft kein auf die straße gehen oder protestbriefe schreiben. was wirklich helfen würde, wäre die mitmenschen mobilisieren. was helfen würde, wäre eine csu, die bei der nächsten wahl bei 10% rumgurkt. aber da gibt es die bösen stammwähler, die das gane zerstören. und in bayern sind um wohl um die 40% csu-stammwähler. und von diesen 40%, das verspreche ich dir sind 90% gegen die momentane art der bildungspolitik. aber bei der nächsten wahl ist das kreuz hinter dem großen C. es ist der bürger der dumm ist, nicht der politiker. der macht alles richtig.
 

firebass

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Doppelpost und ausgraben: Bildungspolitik auf schwäbisch funktioniert so: Ein typ, der keine ahnung von Computer hat bringt den angehenden Lehrern den umgang mit einem uralt-office (ca. 97 oder so) bei, obwohl inzwischen längst alle schulen die neuen versionen haben. Ob man die übungen auch mit dem eigenen pc (und damit der neueren office-version) machen dürfe wird abgelehnt, weil die übungen ja auf das alte aufbauen. einfach zu geil :mrgreen: