gfc schrieb:
Ich habe die Diskussionen mit dir vermisst.
das kann ich fast nicht glauben [hier stünde ein smiley]
gfc schrieb:
Ich bin mit der Subjektivität der Auslegungen eines Glaubens durchaus bewusst und des Weiteren umgeben von Nicht-Christen. Daher versuche ich - der Objektivität Willen - die religiösen Argumente auf ein Minimum zu beschränken. Denn würde ich meine Auslegung des Glaubens als Absolut definieren, so würde ich damit meine Mitmenschen mit einer anderen Auffassung richten und so mich selbst als Gott definieren.
dem würde ich, so sympathisch und ungewöhnlich das auch für christliche verhältnisse ist, widersprechen: wenn du die gültigkeit von gottes wort an die subjektive anerkennung bindest, stellst du entweder seine existenz in frage, oder seine unfehlbarkeit. daran ändert auch der freie wille der dem menschen gegeben ist nichts.
gfc schrieb:
natürlich kann ich das, das sollte ich sogar - das ist die bedingung der möglichkeit für so etwas wie einen diskurs.
gfc schrieb:
Sehe ich nicht so. Natürlich sehe ich meine Position als subjektiv überlegen. Würde ich das nicht, so müsste ich diese ja verwerfen oder würde mich selbst belügen.
da kann ich nur fragen: also was jetzt? siehst du nicht so? oder doch die eigene position als überlegen?
gfc schrieb:
Relativismus kann eine einfache Position sein, aber gleichzeitig auch eine schwierige, wenn man sich die entsprechende Mühe macht. Denn Relativismus hält dich nicht davon ab, deine Position (vor) zu leben. Du kannst gegen Guantanamo protestieren und fagwürdige Produkte boykottieren und trotzdem akzeptieren, dass nicht die ganze Welt deiner Meinung sein muss.
was mir beim formulieren meiner antwort gerade auffällt: schwierig am relativismus ist auch, dass er sich selbst sehr immun gegen kritik macht, weil er jede kritik als engstirnigen dogmatismus erscheinen lässt...
zur sache: was du schreibst ist doch kein ethisches, philosophisches oder erkenntnistheoretisches argument. das ist ein soziales. wenn ich nicht akzeptieren könnte, dass nicht die ganze welt meiner meinung ist, dann bliebe mir doch nur mehr der strick. um einigermaßen klar zu kommen in einer welt wie dieser, muss ich natürlich einen - sagen wir mal - pragmatischen relativismus pflegen der mich davor schützt jedesmal vor wut zu explodieren wenn jemand etwas dummes sagt.
erkenntnistheoretisch halte ich es da mit adorno: relativismus ist immer nur dann von geltung wenn etwas noch nicht erkannt wurde. oder andersrum: wenn eine sache erkannt wurde, ist die "zufälligkeit des gedankens" hinfällig. (textstelle habe ich jetzt auf die schnelle nicht gefunden, kann nachgereicht werden) anders ist erkenntnis von der welt nicht möglich, und eine praxis die aus der erkenntnis folgt noch viel weniger.
auf das problem des philosophen zitieren komm ich nochmal.
gfc schrieb:
Mit Macht kommt verantwortung.
im übrigen zitierst du hier selbst einen philosophen. den berühmten amerikanischen neoplatoniker peter parker [hier stünde ein smiley]
gez schrieb:
Wenn du definierst, musst du auch die Verantwortung für resultierende Externalitäten übernehmen. Und hier wird's schwierig.. natürlich gibt es kaum eine notwendigere Frage, aber auch kaum eine schwerer zu beantwortende..
komisch, dass ich da ganz anderer meinung bin. wenn es darum geht, menschliches leben vor staatlicher willkür zu schützen, habe ich eine ganz eindeutige meinung, und finde nicht, dass das besonders schwer gewesen wäre.
gfc schrieb:
Du hast es richtig erkennt. Mir ist bekannt, dass es keine Antwort auf dieses Dilemma gibt und meine Schlüsse unzulässig sind. Es ist ein plakatives Beispiel, dass lediglich aufzeigen soll, dass die Frage nicht so einfach zu behandeln ist.
und sie sind doch einfach zu beantworten. weil es - wie ich im oberen text geschrieben habe - in der frage der todesstrafe kein dilemma gibt. hinrichtungen finden nicht statt um X menschenleben zu schützen. wenn dies das ansinnen von solcher justiz wäre, dann könnte man das auch haben ohne die vernichtung eines menschenlebens. (wie oben, stichwort sicherheitsverwahrung, lebenslänglich etc.) kein dilemma, keine schwierige frage...
gfc schrieb:
Und wer definiert, dass Kant absolut Recht hat? Es ist einfach, Philosophen zu zitieren, jedoch wirst auch du wissen, dass jeder bekanntere Philosoph von mind. 2 anderen widerlegt wurde. ;)
niemand "definiert", dass kant recht hatte. aber um die kantschen imperative zu "widerlegen" ist schon etwas mehr nötig als ein fadenscheiniger hinweis auf angebliche gesetzmäßigkeiten der philosophiegeschichte. natürlich wurde an kant auch kritik geübt (übrigens auch von oben benamsten adorno), aber die imperative sind immer noch keine in den luftleeren raum posaunten tischweisheiten, sondern klar hergeleitete prinzipien moralischen handelns die mehr bestand und grösseren wert für eine praxis menschlichen miteinanders haben als ein relativistisches "man muss auch immer die andere seite sehen".
im übrigen wurden philosophen noch nie wiederlegt, das bleibt den mathematikern vorbehalten. philosophen diskutieren, kritisieren, begründen und negieren manchmal auch, aber widerlegen nicht.
und noch ein pragmatischer hinweis zum philosophen zitieren: es gibt diesen sehr richtigen hinweis: "man muss das rad nicht immer wieder neu erfinden." das gilt auch für fragen des menschlichen miteinanders. natürlich darf, soll und muss jeder selber denken. aber philosophen tun dies (meist) hauptberuflich, machen das sehr differenziert und haben methoden entwickelt dies zu tun. es schadet nicht auch mal einen zu lesen und sich zuzueignen. nicht um ihn wie danach wie ein goldenes kalb anzubeten, sondern um gedanken zu denken, die man selbst womöglich nicht so mirnichtsdirnichts gedacht hätte und an denen weiter zu arbeiten.
gfc schrieb:
Wie gesagt: Ich stimme dir subjektiv gesehen zu und spiele hier trotzdem den Advocatus diaboli. Interessant nicht?
das ist natürlich interessant. aber du provozierst eine dialektik die unter rationalen maßstäben keine dialektik sein kann/darf.
wiederrum pragmatisch gesehen: natürlich macht es so mehr vergnügen zu "diskutieren". [hier stünde ein abschließender smiley]