Ich hab jetzt mal auf die Schnelle eine
repräsentative Studie rausgesucht, um mal zu sehen, wie sehr diese gefühlte Wahrheit, dass die Jugend immer weniger härtere Musik hört, denn überhaupt zutrifft. So dramatisch sieht das ehrlich gesagt gar nicht aus.
(Sind unterschiedliche Bezugsjahre bei den Genres mit 2005 und 2012, das liegt an der Datenlage. Studie ist auch generell nicht ganz perfekt, weil sie z.B. nicht zwischen Rock und Pop differenziert, aber für die Tendenz reicht es finde ich).
Ja, bei Rock/Pop gibt es in den jüngeren Zielgruppen einen Rückgang im Vergleich zum Jahr 2005. Trotzdem hören immer noch knapp 85% der 14-29-Jährigen gerne Rock/Pop. Bei Hardrock/Heavy Metal ist der Rückgang auch vergleichsweise gering. Und die Altersgruppe 14-19 ist sogar die stärkste Gruppe hier. Das sieht mir jetzt nicht so aus, als wäre da ein massiver Einbruch zu verzeichnen.
Auch die kürzliche "Pop-Punkifizierung" des Mainstreams ist ja eher ein Trend, der der rockigeren Musik zugutekommen sollte.
MMn sind vorrangig eher andere Faktoren für den (vermutlich) schlechten VVK verantwortlich, die hier teilweise auch schon angesprochen wurden. Zwei möchte ich nochmal gesondert ansprechen:
Preis: Ganz klar der größte Punkt und größtenteils selbsterklärend. Alles wird teurer, die Leute haben weniger übrig für Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig steigt der Preis für Festivals allgemein extrem an (für die Veranstalter wird auch alles teurer + Verlust während Corona). RaR/RiP ist dabei was die Preissteigerung angeht ganz vorn mit dabei. Wenn die Zahl hier im Forum korrekt ist, dann hat 2008 – also vor 15 Jahren – ein RiP-Ticket der ersten Preisstufe 111€ gekostet. Macht 2023 eine Preissteigerung von 140%. Als Richtwert mal das Highfield, das im Vergleich zu 2008 (94€, hoffe die Zahl ist korrekt) nur um 80% auf 169€ erhöht hat (ist sogar die 2. Preisstufe dieses Jahr, aber die erste war ja auch nach 1 Sekunde weg
). Nachdem die Löhne in den letzten 15 Jahren nicht ansatzweise um 140% gestiegen sind, ist irgendwann eine Grenze erreicht.
Minimalprinzip/Kommerz: Ein Festival ab einer gewissen Größe ist meistens eine kommerzielle Veranstaltung, aber bei Rock im Park merkt man das mMn immer noch ein bisschen mehr als auf anderen Festivals. Merch ist ein gutes Beispiel dafür finde ich. Jedes Jahr mega lieblos und total überteuert. Feste Duschen und Toiletten kosten auch extra, manche der Bezahltoiletten haben dabei nicht mal Klobrillen. Dann kommen noch so Geschichten dazu wie das separate Campingticket am Ring, das im Park natürlich standardmäßig integriert ist. Oder das Centerstage Camping (Utopia), das mittlerweile 140€ kostet. Als das zusätzliche Ticket 2007 oder so eingeführt wurde, hat das 20€ gekostet
Mag sein, dass sich das Festival ohne diese ganzen Zusatzeinnahmen nicht rechnet. Als Besucher:in führt es aber natürlich dazu, dass man sich wirklich nur als Kund:in fühlt. Und Kund:innen sind dann auch mal schnell weg, wenn Preis-Leistung für sie persönlich nicht mehr passt.
In der Summe entscheiden sich Festivalgänger:innen dieses Jahr dann vielleicht eher für das kleinere Szenefestival, das zwar auch die Preise ordentlich anziehen musste, dem man es aber eher verzeiht, weil dort oft noch Veranstalter dahinter stehen, die mit Herzblut bei der Sache sind und versuchen ihren Besucher:innen eine gutes Gesamtpaket zu liefern.