Zurück nach München
Veranstalter und Politik wollen "Rock im Park" auf dem Olympiagelände oder an der Messe
München könnte der lachende Dritte im Streit zwischen den "Rock im Park"-Veranstaltern und der Stadt Nürnberg sein. "München ist ganz im Fokus", sagt Konzertmacher Marek Lieberberg. Weil das Nürnberger Stadion am ersten Juni-Wochenende mit einem Länderspiel besetzt ist, kann das Festival dort nicht stattfinden. Nach fast zehn Jahren verkündeten die Veranstalter daraufhin das Ende der Nürnberger "Rock im Park"-Ära. Bei der Suche nach einem neuen Standort genießt München Priorität. "Es wäre nur logisch, wenn das Ereignis an seinen Ausgangsort zurückkehrt", sagt Lieberberg. Im Jahr 1994 hatte der "Rock am Ring"-Veranstalter auf der Riemer Galopprennbahn das international bedeutende Festival mit Namen wie Aerosmith und Peter Gabriel begründet.
In München hört man die Avancen des Frankfurter Festival-Königs gerne. Oberbürgermeister Christian Ude will sich dafür stark machen, das größte Rock-Konzert des süddeutschen Raumes nach München zu holen. Ude sicherte den Jusos und einer Initiative von Stadtrat Christian Baretti (parteilos) Unterstützung zu. "Ich stehe der Sache sehr positiv gegenüber. Man wird jetzt die Möglichkeiten ausloten", teilte Ude auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung mit. Baretti hatte am Montag im Stadtrat die Rückkehr von "Rock im Park" nach München ins Gespräch gebracht und die Anfrage gestellt, wie die Olympiapark GmbH zur Rückkehr des Festivals stehe. Zugleich schlagen die Jusos vor, das Festival nach Riem zu holen, da es dort ausreichend Flächen gebe. "Wo genügend Platz für 200 000 Papst-Pilger ist, muss auch Platz für 60 000 Besucher eines Rockkonzerts sein", sagt Jens Röver, stellvertretender Juso-Landesvorsitzender.
Ude spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle: Sowohl in der Olympiapark GmbH als auch bei der Messe München GmbH ist der Oberbürgermeister Vorsitzender des Aufsichtsrates. Während die Geschäftsführung der Messe Gesprächsbereitschaft signalisiert, steckt die Olympiapark GmbH schon tief in den Verhandlungen "und will bald zu Potte kommen", wie Arno Hartung, Sprecher der Olympiapark GmbH sagt. Er bekundete von Seiten des Olympiaparks "großes Interesse" an der Musikveranstaltung. Der Termin werde vorerst nicht anderweitig vergeben. Nach dem Abschied des Fußballs passe die Musik gut in das Konzept. Einziges Hindernis sind laut Hartung derzeit die fehlenden Flächen für Camper. Hier hofft man auf das Entgegenkommen der Stadt, zusätzliche Flächen, etwa auf dem Tollwood-Gelände, zur Verfügung zu stellen. Wie jetzt bekannt wurde, wollte das Festival schon vor fünf Jahren zurück nach München, "aber es gab Probleme mit den Campingflächen", so "Rock im Park"-Koordinator Norbert Link von Mitveranstalter Argo Konzerte. Aus jener Zeit gibt es für das Olympiastadion konkrete Pläne für die Standorte der drei Bühnen. "Wir müssen nicht bei null anfangen", sagt Link.
Auch Lieberberg betont die Standortvorteile Münchens gegenüber einem Dutzend anderer Städte in Bayern und Baden-Württemberg, mit denen man in Verhandlungen stehe. In München habe man das Festival gegründet, München sei die größte Stadt und hier sei in 36 Jahren immer der Schwerpunkt seiner Arbeit gewesen, sagt der Konzertveranstalter.
Während sich Link ein Festival im Olympiastadion bei Anmietung zusätzlicher Flächen gut vorstellen kann, erteilt Lieberberg der Olympiapark-Idee eine klare Absage. "Aus meiner Sicht wäre das Olympiastadion eine Notlösung", so Lieberberg. "Ich glaube, dass ein Festival in der Enge des Stadions nicht gut aufgehoben ist." Wenn man den Besuchern eine Alternative anbiete, müsse es besser sein als bisher. Riem biete die benötigten 650 000 Quadratmeter. Auch wegen der Spielzeiten der Bands habe Riem wegen der geringeren Lärmprobleme bessere Karten als das stadtnahe Olympiastadion.
Im Olympiastadion standen die "Rock im Park"-Bands in den Jahren 1995 und 1996 auf der Bühne, weil die Riemer Pferdebahn keine Termine garantieren konnte. Als der TSV 1860 das Grünwalder Stadion aufgab, wurde der Termindruck auch im Stadion zu groß. Lieberberg musste mit seinem Musikzirkus weiterziehen nach Nürnberg - bis auch hier wieder eine Terminkollision mit einem Fußballspiel einen Strich durch den Terminkalender machte. Das für 1. bis 3. Juni 2007 geplante Rock-Festival kollidiert mit dem Fußball-Länderspiel Deutschland gegen San Marino am 2. Juni im Rahmen der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft. MARCO EISENACK
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.246, Mittwoch, den 25. Oktober 2006 , Seite 51 Fenster schließen